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Arzneimittel und Therapie
Atemwegserkrankungen: Helfen Glucocorticoide bei Krupp?
Die jährliche Inzidenz eines Krupps liegt bei Kindern unter sechs Jahren zwischen 1,5% und 6%. Obwohl die Erkrankung selbstlimitierend ist, kann ihre Symptomatik mitunter dramatisch erscheinen, und je nach Schwere der Erkrankung werden zwischen 1,5% und 31% der erkrankten Kinder in ein Krankenhaus eingewiesen.
Die Standardtherapie umfasst das Befeuchten der Luft sowie bei Bedarf die Gabe von Adrenalin und Glucocorticoiden. Der Nutzen einer Glucocorticoidtherapie wurde bereits in zahlreichen Einzelstudien untersucht. In einer Meta-Analyse wurde nun der Stellenwert einer Cortisonbehandlung zusammenfassend beurteilt.
Meta-Analyse aus 24 Studien
Für die Meta-Analyse standen 24 randomisierte und kontrollierte (entweder gegen ein Plazebo oder gegen eine andere Therapie kontrollierte) Studien zur Verfügung, die sich mit der Wirksamkeit einer Glucocorticoidbehandlung bei Krupp befassten. In allen Studien war untersucht worden, wie sich die Glucocorticoidgabe auf die Schwere der Erkrankung, auf die Notwendigkeit einer weiteren Pharmakotherapie (Antibiotika, Adrenalin) sowie auf die Rate und die Dauer der Hospitalisierung auswirkte.
Die eingesetzten Glucocorticoide waren Dexamethason, Budesonid oder Methylprednisolon. Das Durchschnittsalter der behandelten Kinder lag zwischen 13 und 45 Monaten. Zur Beurteilung der Schwere des Kruppanfalls wurde eine Skala mit 17 Punkten herangezogen (Westley-Score).
Leichterer Krankheitsverlauf durch Glucocorticoide
- Die Gabe von Glucocorticoiden verringerte die Schwere der Erkrankung nach sechs und nach zwölf Stunden um einen Punkt. Nach 24 Stunden war kein signifikanter Unterschied mehr erkennbar.
- Kinder, die mit Glucocorticoiden behandelt wurden, benötigten weniger häufig Adrenalin; der Minderverbrauch betrug nach einer Budesonidbehandlung -9%, nach einer Gabe von Dexamethason -12%. Im Hinblick auf den Antibiotikaverbrauch konnte kein Unterschied festgestellt werden.
- Durch Glucocorticoide konnte die in der ambulanten Notaufnahme verbrachte Zeit um durchschnittlich 11Stunden verringert werden. Stationär behandelte Kinder konnten dank einer Cortisontherapie durchschnittlich 16Stunden früher entlassen werden.
Welches Corticoid und welche Applikationsart?
Aufgrund des unterschiedlichen Aufbaus der einzelnen Studien ist es schwierig, sich für ein bestimmtes Cortison und eine bestimmte Dosierung auszusprechen. Zur Zeit wird die orale Gabe von 0,6 mg Dexamethason pro Kilo Körpergewicht empfohlen. Bei Erbrechen kann Dexamethason intramuskulär appliziert werden, oder man verwendet ein Budesonidspray. Möglicherweise kann die Dosis von Dexamethason gesenkt werden. In weiteren Studien wird untersucht, ob auch mit 0,15 mg Dexamethason pro kg Körpergewicht zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden.
Morbus Krupp
Unter einem Krupp oder einer Laryngotracheobronchitis versteht man eine Obstruktion der oberen Atemwege, die vor allem bei Kindern auftritt. Ödeme an Kehlkopf und Luftröhre führen zu Heiserkeit, bellendem Husten und pfeifenden Atemgeräuschen. Die Laryngotracheobronchitis wird durch eine virale Infektion verursacht, am häufigsten durch Parainfluenza-Viren vom Typ 1.
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